Anglizismen sind Fremdwörter aus dem Englischen oder dem Amerikanischen, die bereits in der deutschen Sprache verankert sind. Dieses Phänomen ist weithin bekannt. Auch andere Sprachen bedienen sich zahlreicher Lehnwörter aus anderen Fremdsprachen. Oft sind uns diese Lehnwörter so vertraut, dass wir sie gar nicht mehr als Fremdwörter wahrnehmen. Man denke nur an Begriffe wie Manager, Training, Designer oder Computer.
Anglizismen finden sich in allen Lebensbereichen wieder, in verschiedenen Fachsprachen, in der Umgangssprache und sogar in Dialekten.
Aber was sind die Gründe für diese erfolgreiche Durchdringung der deutschen Sprache mit englischen Ausdrücken? Nach dem 2. Weltkrieg war die USA die Leitkultur, was sich natürlich auch in der Sprache niedergeschlagen hat. Englisch ist auch die Sprache der Wissenschaft, Technik und Wirtschaft. Neue Dinge brauchen neue Namen, und die bleiben dann der Einfachheit halber oft auf Englisch. Oder ist Ihnen der Begriff tragbarer Computer als Synonym für Laptop sehr geläufig? Dennoch bleiben nicht alle Anglizismen zwingenderweise auf Englisch. Tatsächlich gibt es mehrere Formen von Anglizismen wie die so genannten Lehnübertragungen, wie das etwa beim Wort Wolkenkratzer der Fall ist, wo das Bild, das hinter dem englischen Begriff skyscraper steht, übertragen wird. Oder auch bei den Lehnübersetzungen wie zum Beispiel das Wort Gehirnwäsche (brainwashing), wo die Begriffe übersetzt werden und sich wortwörtlich in der deutschen Sprache wiederfinden.
Eine große Rolle spielen Anglizismen auch in der Werbung. Viele internationale Konzerne werben mit Claims (!) in englischer Sprache. Diese Tatsache ist einerseits unserer globalisierten Welt geschuldet, andererseits auch der Tatsache, dass es praktisch ist, einen Slogan über alle Länder hinweg auszurollen. Vielleicht können feeling und message auf Englisch besser transportiert werden? Was überambitionierte Werbe- und Marketingfachleute oft zu wenig bedenken: Viele ihrer Claims werden oft nicht verstanden oder sogar missverstanden. Und dann sind da noch die Scheinanglizismen wie Handy oder Public Viewing, wo es sich um deutsche Wortschöpfungen handelt.
Auch im Sport haben wir es mit vielen Anglizismen zu tun: joggen, walken, biken, skaten, … Kaum jemand geht heute noch rollschuhfahren. Und das Synonym für Kitesurfen lautet nicht etwa Drachensurfen, sondern Flysurfing!
Viele Anglizismen sind so gut in die deutsche Sprache integriert, dass sie sogar an die deutsche Rechtschreibung angepasst werden wie zum Beispiel shoppen (to shop) oder chillen (to chill). Viele Begriffe wie Whistleblower oder Shitstorm wurden bereits in den Duden, die Bibel für die deutsche Sprache, aufgenommen und somit „offiziell“ zur deutschen Sprache erklärt.
Die Diskussion, ob Fremdwörter eine Bedrohung für die deutsche Sprache darstellen, geht zurück bis ins 18. Jahrhundert, als Sprachpuristen bereits um die Reinheit der deutschen Sprache Sorge hatten.
Gute versus schlechte Anglizismen: Oft macht die Verwendung von Anglizismen durchaus Sinn. Viele Anglizismen dienen der einfachen Begriffsbezeichnung, wenn der entsprechende Ausdruck im Deutschen vielleicht zu lang oder umständlich ist (Campus versus Hochschulgelände, Sale versus Winter-/Sommerschlussverkauf) oder am Ende gar nicht existiert (Notebook auf Deutsch?). In letzterem Fall verdrängen das englische Wort ja kein Deutsches, weil es dieses gar nicht gibt. Was eindeutig gegen Anglizismen spricht, ist ihre oftmalig falsche Verwendung und schlichtweg die Tatsache, dass sie nicht von allen verstanden werden, was im Zuge von Studien mit Probanden auch belegt wurde. Hier bilden Anglizismen eindeutig eine Sprachbarriere, die Menschen mit geringen oder keinen Englischkenntnissen ausgrenzt. Und dann hat die Sprache als Mittel zur Kommunikation eindeutig ihr Ziel verfehlt!
Hinter dem Schlagwort Denglisch verbirgt sich eine schlechte und wenig sinnvolle Mischung aus Deutsch und Englisch.
Über die Frage, ob die häufige Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache nun positiv oder negativ ist, sollen sich Sprachwissenschaftler den Kopf zerbrechen. Tatsache ist, dass Sprache etwas Dynamisches ist. Wörter sterben aus, neue entstehen. Das ist eine natürliche Entwicklung, die auch die Verwendung von Lehnwörtern, egal aus welcher Sprache, miteinschließt. Und vielleicht dreht man den Denkansatz einfach um: Anstatt zu fürchten, dass die stetige Zunahme an Fremdwörtern im Deutschen zur Ausrottung der Sprache beiträgt, kann man auch behaupten, dass diese die eigene Muttersprache lebendig machen und ihre flexible Verwendung ermöglichen!