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Kleine Geschichte des Übersetzens und Dolmetschens

Die Geschichte des Übersetzens und Dolmetschens liegt noch weitgehend im Dunkeln und bietet noch ausreichend Raum für Forschung. Unbestritten ist dieBedeutung der Übersetzung für die Zivilisation, denn Kultur verbreitet sich eben mithilfe von Sprachmittlern. Im alten Ägypten, wo es nachweislich Quellen für die Existenz von Dolmetschern gibt, dachte man sogar, Dolmetscher könnten zwischen Menschen und Göttern eine Sprachbrücke bauen!

Diesen Anspruch stellt man an unseren Berufsstand heute zum Glück nicht mehr! Grundlage für die ersten Übersetzungen war die Entwicklung der Schrift. Man darf daher davon ausgehen, dass die Geschichte des Dolmetschens noch länger zurückliegt als jene der schriftlichen Übersetzungen. Auch die Griechen und Römer sind freilich nicht ohne Übersetzer und Dolmetscher ausgekommen.

Im antiken Rom wurden griechische Texte ins Lateinische übersetzt und bereits damals gab es erste Diskussionen darüber, wie frei oder wie wortgetreu eine Übersetzung zu sein hat. Einer der berühmtesten Vertreter unserer Berufstandes ist übrigens der Hl. Hieronymus (ca 331-420 n. Chr.): Dank seiner ersten Bibelübersetzung (die sg. „Vulgata“) wurde er zum Schutzpatron der Übersetzer auserkoren und leiht auch dem einmal jährlich international begangenen Übersetzer-Tag seinen Namen.

Im Mittelalter hat sich ein weiteres Zentrum für Übersetzungen und somit für die Verbreitung der Wissenschaft herausgebildet, nämlich die „Schule von Toledo“, wo in erster Linie arabische Texte ins Lateinische übertragen wurden. Eine weitere überaus bekannte Bibelübersetzung aus dem 16. Jahrhundert, nämlich die vonMartin Luther, ist ebenfalls in die Geschichte eingegangen. Luther stellt mit seiner Übersetzung die Forderung auf, „dem Volk aufs Maul zu sehen“ und hat damit die Sprache nachhaltig geprägt. Der Buchdruck und damit die Verbreitung des Wissens haben ebenfalls einen wesentlichen Beitrag zur Bedeutungssteigerung derschriftlichen Übersetzungen geleistet.

Die Dolmetscher, die das gesprochene Wort übersetzt haben, waren im Laufe der Geschichte oft im Zuge von Kriegshandlungen im Einsatz. Aufgrund ihres Wissens um Tatsachen, über die sie im Laufe von „Gesprächsdolmetscheinsätzen“ Kenntnis erlangt haben, soll es schon mal passiert sein, dass sie als gefährliche Zeugen aus dem Weg geräumt wurden. Um unser Leben müssen wir heute nicht mehr fürchten, uns drohen höchsten mehrstellige Pönalezahlungen, wenn wir unsereSchweigepflicht verletzen würden. Ein Gebot, das übrigens auch dann als ungeschriebenes Gesetz gilt, wenn wir keine eigene Verschwiegenheitsverpflichtungunterzeichnet haben.

Selbstverständlich waren Dolmetscher auch in Friedenszeiten unersetzbar und traten immer dann auf, wenn Latein zur Verständigung nicht ausreichte. Schließlich wurde 1721 in Frankreich die „École des jeunes de langue“ gegründet. An dieser Schule wurden den sg. „Sprachknaben“ Türkisch und Arabisch gelehrt. Derwirtschaftliche Austausch ist ein großer Motor für die Gründung mehrerer Dolmetscherschulen in ganz Europa in jener Zeit.

Die schriftlichen Übersetzungen erlebten eine weitere Blütezeit in der Romantik, wo die Aufmerksamkeit sehr stark auf die literarische Übersetzung gerichtet war. Berühmte Dichter und Philosophen oder Gelehrte wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schleiermacher oder Wilhelm von Humboldt waren nicht nur selber als Übersetzer tätig, sondern setzten sich auch mit theoretischen Fragen der Übersetzung auseinander.

Und so kommen wir ins 20. Jahrhundert. Die Welt wird kleiner, die wirtschaftlichen Beziehungen immer verflochtener. Mit dieser Tendenz einher geht eine zunehmende Professionalisierung des Berufs des Übersetzer und Dolmetschers. Ausbildungsstätten und Berufsverbände entstehen, die Anzahl der technischen Übersetzungen und anderer Fachübersetzungen steigt rasant an. Mit dem technischen Fortschritt tritt auch das Dolmetschen in ein neues Zeitalter ein: dankTechnik entsteht die Variante des Simultandolmetschens. Einer breiten Öffentlich bekannt geworden ist diese neue Dolmetschart spätestens im Zuge derNürnberger Kriegsverbrecherprozesse, die simultan gedolmetscht wurden.

Heute ist das Simultandolmetschen, dessen technische Realisierung seit damals natürlich wesentlich verbessert wurde, unverzichtbare und gängige Praxis beiinternationalen Konferenzen, aber auch bei vielen anderen Anlässen wie Seminaren oder Firmenmeetings. Neue Dolmetscharten haben sich herausgebildet wie dasMediendolmetschen, Kommunaldolmetschen oder das Gerichtsdolmetschen.

Auch die Arbeit des Übersetzers ist in vielen Bereichen dank der Technik heute einfacher geworden. Der Einsatz von Translation Memories ermöglicht zum Beispiel ein optimales Terminologiemanagement. Die Recherchearbeit und der Zugang zu Terminologiedatenbanken sind heute viel einfacher als noch vor ein paar Jahren.
Einige Grundvoraussetzungenwerden aber auch im ausgehenden 21. Jahrhundert trotz des technischen Fortschritts für das gute Gelingen einer Dolmetschung oder Übersetzung unverzichtbar bleiben: die Leidenschaft  für den Beruf und die Liebe für die Sprachen!